Dies ist eine Übersicht über den Vortrag meiner Kommilitonen - Das nachfolgende Handout ist ebenfalls von ihnen erstellt.
Die Impulse sind von unserem Dozenten.

Ich war leider krank als der Vortrag gehalten wurde - deswegen sind hier nur die Ausarbeitungen aus der hochgeladenen PowerPoint und dem Handout zusammengefasst.

Der Glitch als ästhetisches Prinzip

Ein Glitch bezeichnet ursprünglich eine technische Störung – ein fehlerhaftes Signal, eine unterbrochene Datenübertragung oder ein visuelles Rauschen, das nicht beabsichtigt war. In der digitalen Kunst jedoch wird dieser Fehler produktiv gewendet: Der Glitch wird ästhetisches Prinzip und theoretisches Werkzeug. Künstler:innen wie Rosa Menkman oder Phillip Stearns begreifen die Störung nicht als Defizit, sondern als Möglichkeit, verborgene Strukturen sichtbar zu machen. Wo ein System hakt, werden seine inneren Funktionsweisen erkennbar. So kann ein Glitch im Bild oder im Klang nicht nur ästhetische Irritation erzeugen, sondern auch kritische Reflexion anstoßen – etwa über die Materialität digitaler Medien oder über die Regelwerke, die unser digitales Leben bestimmen.

Glitch-Feminismus – Störung als Widerstand

Besonders eindrucksvoll ist der Ansatz des Glitch-Feminismus nach Legacy Russell (2020). Hier wird das Konzept der Störung auf Körper, Identität und Gesellschaft übertragen. Körper, die sich nicht in normative Raster wie binäre Geschlechterordnungen oder heteronormative Zuschreibungen einfügen lassen, werden als Glitches verstanden. Statt als Fehler oder Abweichung abgewertet zu werden, wird der Glitch positiv gelesen: als Zeichen von Widerstand und als Möglichkeit, alternative, nicht-normative Ordnungen sichtbar zu machen. Damit eröffnet Glitch-Feminismus neue Perspektiven auf Queerness, auf nicht-konforme Körperbilder und auf digitale Selbstrepräsentation jenseits von Normierung und Kommerzialisierung.

Glitch als Gesellschaftskritik

Der Glitch fungiert nicht nur als künstlerisches, sondern auch als gesellschaftskritisches Werkzeug. In einer digitalen Welt, die stark durch Plattform-Logiken, Algorithmen und Aufmerksamkeitsökonomien geprägt ist, macht die Störung sichtbar, wo diese Systeme Menschen einengen oder ausschließen. Ein Bild, das „fehlerhaft“ lädt, eine Datei, die sich verzerrt darstellt – all dies verweist darauf, dass auch Technologien nicht neutral sind, sondern von Macht- und Wirtschaftsinteressen gesteuert werden. Der Glitch wirkt hier als Symbol des Widerstands gegen den kognitiven Kapitalismus: Er entzieht sich der Perfektionierung, verweigert reibungslose Verwertbarkeit und verweist auf Brüche im System.

Postdigitale Perspektiven

Aus postdigitaler Sicht wird der Glitch damit zu einem kritischen Reflexionsraum. Er zeigt, dass Fehler unvermeidlich sind, und dass gerade im Scheitern kreative und politische Potenziale liegen. In künstlerischen Kontexten wird diese Haltung genutzt, um alternative Zukunftsvisionen zu entwerfen: Wie könnten digitale Systeme aussehen, wenn nicht Effizienz, Profit oder Kontrolle im Vordergrund stünden, sondern Vielfalt, Offenheit und Differenz? Der Glitch lädt dazu ein, bestehende Normen zu hinterfragen und digitale Räume neu zu imaginieren.

Fazit

„Glitch als Lösung“ machte deutlich, dass Störungen nicht nur technische Defekte sind, sondern kulturell und politisch aufgeladene Ereignisse, die sich produktiv nutzen lassen. Glitch-Ästhetiken eröffnen kritische Einblicke in die Funktionsweisen digitaler Systeme, Glitch-Feminismus macht marginalisierte Perspektiven sichtbar, und Glitch-Kunst verweigert sich den reibungslosen Narrativen des Digitalen. Damit wird der Glitch zu einem Werkzeug der Kritik und des Widerstands – ein Zeichen, dass im Unvollkommenen und im Fehlerhaften auch die Chance auf Veränderung liegt.

Handout:

Impulse:

Die hier gezeigten Inhalte sind von den jeweiligen Vortragenden und von unserem Dozenten erstellt.

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