Pionierin feministischer Performancekunst und radikale Bildgestalterin des Körpers
Biografie
📌 Geboren: Oktober 1939, Pennsylvania, USA
📌 Gestorben: März 2019, New Paltz, New York, USA
Anfänge:
Begann als Malerin des Abstrakten Expressionismus, wandte sich jedoch dem interdisziplinären Arbeiten mit Malerei, Fotografie, Film, Installation und Performance zu als Teil der New Yorker Avantgarde der 1960er.
„Der Körper ist das erste Zuhause. Wenn wir ihn in der Kunst nicht ernst nehmen,
verlieren wir unsere Verbindung zur Welt.“
Zentrale Themen und Arbeitsweise
Beeinflusst von Action Painting, experimentellem Theater und den frühen Happenings von Allan Kaprow. Sie war eine der ersten Künstlerinnen, die die weibliche Perspektive radikal sichtbar machte und feministische Themen kompromisslos aufgriff. Dabei nutzte sie ihren eigenen Körper als zentrales künstlerisches Medium.
Schneemann hinterfragte in ihren Arbeiten Geschlechterrollen, sexuelle Tabus und gesellschaftliche Machtverhältnisse. Dabei verschob sie bewusst Grenzen zwischen Kunst und Leben, Intimität und Öffentlichkeit, Körper und Objekt. Sie sagte selbst: „Ich wollte, dass mein tatsächlicher Körper integraler Bestandteil der Arbeit ist.“ Ihr Werk war provokativ, aber nie Selbstzweck – es ging ihr stets darum, Sehen und Wahrnehmen politisch und sinnlich zu erweitern.
Bekannte Werke
"Meat Joy" (1964)
Sammlung: MoMa
🎨 Medium: 16mm Film
übertragen
in ein Video-
Format
(farbig/
mit Ton)
📺 Dauer: 6 Minuten
Hintergrund & Kontext:
Carolee Schneemanns Meat Joy ist ein ekstatisches, fast rituelles Performance-Stück, das Körperlichkeit, Lust und Verletzlichkeit in den Mittelpunkt rückt.
Inmitten von rohem Fleisch, Farbe, Papier und Pinselresten wälzen sich halbnackte PerformerInnen in improvisierten und choreografierten Bewegungen – ein sinnlich-chaotisches Spektakel, das bewusst kulturelle Tabus herausfordert. Die rohe Materialität – Fisch, Fleisch, Farbe – wird zum Symbol für Leben, Begehren und Vergänglichkeit. Mit der filmischen Montage aus Aufnahmen in Paris und New York, unterlegt mit Popmusik, schafft sie ein dynamisches Werk zwischen Performance, Körperkunst und filmischem Experiment. Meat Joy bricht dabei mit prüder Ästhetik und stellt ein kraftvolles Beispiel feministischer, körperorientierter Kunstpraxis dar.
"Interior Scroll" (1975)
🎨 Materialien: Rote-Beete-Saft, Urin, Kaffee, ,Schneemann's Körper
Hintergrund & Kontext:
Carolee Schneemanns Interior Scroll ist eine Performance, in der der weibliche Körper als Quelle künstlerischen und intellektuellen Ausdrucks inszeniert wird. Indem Schneemann einen Text aus ihrer Vagina zieht und vorliest, konfrontiert sie
patriarchale Repräsentationssysteme, die den weiblichen Körper traditionell auf Passivität und Stummheit reduzieren. Die Performance wird zur bewussten Provokation – intim, politisch und poetisch zugleich. Dabei steht die Vagina symbolisch für „interior knowledge“, eine innere, körperlich-spirituelle Quelle von Kreativität und Erkenntnis. Interior Scroll ist nicht nur eine Kritik an männlich geprägter "Rationalität", sondern auch eine Feier des Körpers als aktives, wissendes Subjekt. Schneemann's Geste wird somit zu einer kraftvollen Antwort auf die Frage, wer mitreden darf – und mit welchem Medium.
Quellen:
Carolee Schneemann - Carolee Schneemann – FLUXUSMUSEUM.. (Letzter Zugriff: 24.04.2025)
Meat Joy - Carolee Schneemann. Meat Joy. 1964 | MoMA. (Letzter Zugriff: 24.04.2025)
Interior Scroll - ‘Interior Scroll‘, Carolee Schneemann, 1975 | Tate
Bild-Quellen:
Portrait - carolee-schneemann.jpg (850×478)
Meat Joy - Fig-1_024_MdMS_Schneemann_E4_Raum-3_Meat-Joy_0262.jpg (1500×1000)
Interior Scroll - ahis12529-gra-0001.png (1064×733)
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